10 Jahre Waisenhaus Vijayawada

 

2012 feiert das Waisenhaus Vijayawada sein zehnjähriges Jubiläum. Aus der Schweiz reiste eine Gruppe nach Indien, um das Waisenhaus zu besuchen und um an der Jubiläumsfeier teilzunehmen. Hier die Berichte von drei Reiseteilnehmern:

 

Im Oktober 2012 nahm ich an einer geführten Indienrundreise teil. Unser erstes Etappenziel war das Kinderheim von Salem Ministries in Vijayavada. Anlässlich des 10-jährigen Bestehens des Heimes fand in unserem Hotel eine Jubiläumsfeier statt, zu der wir als Gäste eingeladen waren. 
Ehrengäste waren neben Ram Raj Bhalla, dem Präsidenten von Salem Ministries, und den Heimleitern Sharad und Darshan auch hochrangige Persönlichkeiten der indischen Regierung sowie aus städtischen Behörden. Die Heimleitung arbeitet offiziell und korrekt mit den diversen Ämtern zusammen, was allseits sehr geschätzt und honoriert wird. An der Feier stellten sich auch Kinder vor, die zum Teil schon seit Gründung des Heimes dort ein Zuhause gefunden hatten und erzählten ihre Lebensgeschichte. Es war sehr berührend, und kaum ein Auge blieb trocken. Die Kinder sind sich sehr bewusst darüber, dass die Aufnahme in das Heim ihre einzige Chance im Leben bedeutet, um überhaupt eine Zukunft zu haben. Sie haben wunderbare Pläne und feste Ziele, was man an ihren Berufswünschen und teilweise schon begonnenen Ausbildungen erkennen kann. Als wir dann auch noch das Heim mit allen Räumlichkeiten besichtigen durften, staunten wir nicht schlecht, wie diese "Grossfamilie" auf engstem Raum sehr bescheiden, dabei aber blitzsauber und ordentlich lebt. Alles hat seinen Platz. Die Kinder führten uns ganz aufgeregt durch alle Räume und zeigten uns ihre "Schätze", die da waren: ein eigenes Bett im jeweiligen Jungen- und Mädchenschlafsaal, ein paar Kleider, die Schuluniform, Schulsachen und hier und da ein Kuscheltier oder eine andere kleine Kostbarkeit. Und dann war da noch der eigene Schulbus vor dem Haus! Über den sind alle ganz besonders froh, weil er viel Zeit spart. Wie da die Kinderaugen leuchteten und die schneeweissen Zähne vor Lachen blitzten bei all dem Erzählen und Vorführen, ist kaum zu beschreiben. Man muss es einfach gesehen haben! Die Kinder lernen übrigens von Anfang an Englisch in der Schule, was die Kommunikation erheblich erleichtert. Überhaupt, das Thema Schule wird enorm gross geschrieben, da es in Indien nicht selbstverständlich ist, dass man eine Schule besuchen kann. Dazu noch eine gute, wo man wirklich etwas lernt; und die Kinder lernen gerne und viel. Keines käme auf die Idee, so etwas wie «Null Bock auf Schule» zu sagen, wie das in Europa leider häufig vorkommt. Sie sehen ihren Schulbesuch als Glück und Privileg an, was sich in Fleiss und Disziplin niederschlägt. Wenn man das alles so ganz nah und persönlich erlebt, möchte man am liebsten noch viel mehr Kindern so eine Heimat geben, wo sie Liebe und Geborgenheit erfahren und eine Lebensperspektive bekommen. Leider ist die Kapazität des Heimes restlos ausgereizt, und es fehlt noch an Mitteln für das geplante neue Heim. Aber ich hoffe, dass ich, wenn es dann so weit ist, wieder nach Indien reisen kann.
Zuversichtlich freue ich mich jetzt schon auf noch viel mehr stolze, glückliche und extrem leuchtende Kinderaugen! 

Barbara Steger

 

Diesen Herbst hatten meine Frau Susanne und ich zum ersten Mal die Gelegenheit, das Kinderheim Salem Home in Vijayawada zu besuchen. Auch wenn ich früher schon Indien bereist habe, so war es auch dieses Mal wieder eine Herausforderung, mit den komplett anderen Lebensumständen klar zu kommen. Jeder Inder versuch,t sich eine Insel zu schaffen in diesem unglaublich bevölkerungsstarken Land. Die Zukunft der jungen Leute hängt nicht von ihren Fähigkeiten und ihrem Potenzial ab, sondern in erster Linie von ihrer Möglichkeit, eine passende Ausbildung zu machen. Ich habe mich sehr gefreut zu sehen, wie die älteren Kinder von Salem Home ihren Begabungen und ihren Interessen entsprechend eine Ausbildung absolvieren können. Salem Home bezahlt ihnen nicht nur die Ausbildung, sondern sie haben auch weiterhin ein Zuhause. Es ist ein kleines Heim – aber es macht einen grossen Unterschied für jedes einzelne Kind im Salem Home! 

Jürg Blum

 

Was mich sehr beeindruckte:

  • Die Kinder! Wenn ich daran denke, was deren alternatives Leben wäre, haben sie in diesem Kinderheim wohl eine grosse Chance, Ihr Leben selber zu bestimmen und gestalten. Ihre Freundlichkeit und Disziplin. Ihre Bescheidenheit und Zufriedenheit.

  • wie effizient und geordnet alles abläuft.

  • die für Indien unübliche Art, wie Darshan Sharad machen lässt (die beiden leben und arbeiten extrem gabenorientiert, was für Indien im höchsten Mass aussergewöhnlich ist).

  • wie Darshan für den eigenen Unterhalt sorgt und wieviel die beiden arbeiten.

  • mit welcher Weisheit und (für Indien untypische) Voraussicht die persönlichen Kontakte und Netzwerke gebaut werden.

Martin Hänggi